Neuer Höchststand bei Fehltagen

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Neuer Höchststand bei Fehltagen durch psychische Erkrankungen in 2021

  • Psychreport der DAK-Gesundheit untersucht Daten von mehr als 2,4 Millionen Beschäftigten
  • Anstieg der Ausfalltage um 41 Prozent in zehn Jahren
  • Krankschreibungsfälle mit durchschnittlicher Rekorddauer von mehr als 39 Tagen

Der Arbeitsausfall wegen psychischer

Erkrankungen erreichte 2021 einen neuen Höchststand. Das Niveau

lag mit 276 Fehltagen je 100 Versicherte um 41 Prozent über dem von

vor zehn Jahren. Ein psychischer Krankschreibungsfall dauerte im

vergangenen Jahr durchschnittlich 39,2 Tage. Auch dieser Wert war

so hoch wie noch nie. Das zeigt der aktuelle Psychreport der DAKGesundheit

mit einer Datenauswertung des IGES Instituts für 2,4

Millionen DAK-versicherte Erwerbstätige.

Während der Pandemie hatten Frauen ab 55 Jahren die mit Abstand

höchsten Steigerungsraten unter allen Beschäftigten: Bei den 55- bis

59-Jährigen kamen auf 100 Versicherte 511 Fehltage, 14 Prozent mehr

als vor Corona. Der wichtigste Krankschreibungsgrund war eine

Depression, den stärksten Zuwachs gab es bei Anpassungs- und

Angststörungen. Im Branchenvergleich hatte das Gesundheitswesen

mit 397 Psych-Fehltagen je 100 Versicherte die meisten Ausfälle.

„Unser Report zeigt, dass viele Menschen mit psychischen Erkrankungen

extrem unter den anhaltenden Belastungen der Pandemie leiden“, sagt

Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. „Die Betroffenen

finden aktuell auch schwerer wieder in ihren Berufsalltag zurück.“ Das

habe viel mit den besonderen Arbeitsbedingungen unter Corona zu tun,

aber auch mit Stigmatisierung. Die Menschen würden in der Familie und

der Arztpraxis mittlerweile offener über Depressionen oder Ängste

sprechen. „Aber in vielen Firmen sind psychische Probleme weiter ein

Tabu“, betont Storm. „Arbeitgeber müssen Stress und mögliche

Belastungen mehr in den Fokus rücken. Die DAK-Gesundheit begrüßt

deshalb die Pläne der Ampelkoalition und unterstützt ausdrücklich die

Aufklärungskampagne zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen.“

Deutlichster Anstieg bei erwerbstätigen Frauen ab 55 Jahren

Unter weiblichen Erwerbstätigen gibt es wegen psychischer Erkrankungen

seit Jahren mehr Fehlzeiten als unter männlichen. Während der Pandemie

zeigten sich bei Frauen ab 55 Jahren die mit Abstand höchsten

Steigerungsraten unter allen Beschäftigten: Bei den 55- bis 59-Jährigen

erhöhte sich im Vergleich zu 2019 die Anzahl der Fehltage um 14 Prozent,

bei den Übersechzigjährigen sogar um 20 Prozent. 2021 entfielen in der

oberen Altersgruppe auf 100 Versicherte durchschnittlich 690 Fehltage.

Frauen sind von psychischen Erkrankungen auch anders betroffen als

Männer: Sie leiden stärker unter Ängsten, während Männer häufiger

wegen Störungen in Folge von Alkoholmissbrauch oder anderem

Drogenkonsum krankgeschrieben sind.

Steigende Fehlzeiten wegen Anpassungsstörungen und Ängsten

Die meisten Ausfalltage in Sachen Psyche gingen bei beiden

Geschlechtern auf das Konto von Depressionen. Hier gab es 2021 mit 108

Fehltagen auf 100 Versicherte gegenüber 2019 nur einen geringen Anstieg

von 2,7 Prozent. Deutlich zugenommen haben während der Pandemie die

Fehlzeiten aufgrund von Anpassungsstörungen: Die Anzahl der Fehltage

wegen dieser Diagnose stieg seit 2019 um fast ein Sechstel – auf 69

Fehltage je 100 Versicherte. Angststörungen nahmen unter Corona

ebenfalls überdurchschnittlich stark zu. Angst ist eigentlich eine natürliche

körperliche Reaktion auf bedrohliche, ungewisse oder unkontrollierbare

Situationen. Doch dieser biologische Mechanismus kann aus den Fugen

geraten und irgendwann zur Krankheit werden. Angststörungen

verursachten im vergangenen Jahr 21 Ausfalltage je 100 Versicherte – 77

Prozent mehr als noch vor zehn Jahren.

Im Branchenvergleich zeigt sich, dass Beschäftigte im Gesundheitswesen

2021 deutlich häufiger wegen psychischer Erkrankungen fehlten als

Beschäftigte etwa im Einzelhandel oder in Banken. Im vergangenen Jahr

entfielen im Gesundheitswesen auf 100 Versicherte 397 Fehltage, rund 44

Prozent mehr als im Durchschnitt aller untersuchten Branchen.

DAK-Gesundheit unterstützt Offensive für psychische Gesundheit

„Jeder Mensch kann psychisch so aus dem Gleichgewicht geraten, dass

er seine Arbeit nicht mehr bewältigen kann“, betont DAK-Vorstandschef

Andreas Storm. Die DAK-Gesundheit beteilige sich deshalb an der

Offensive für psychische Gesundheit. Gestartet von den drei

Bundesministerien für Arbeit, Gesundheit und Familie wird sie mittlerweile

von einem breiten gesellschaftlichen Bündnis getragen. „Wir begrüßen die

Initiative und werden selbst aktiv für einen offeneren Umgang mit

psychischen Belastungen. Die Veröffentlichung unseres Psychreports ist

ein wichtiger Schritt dabei“, so Storm. Ebenfalls bedeutsam seien die

Versorgungsverträge, die die Kasse im Bereich psychischer Erkrankungen

für ihre Versicherten abgeschlossen habe.

DAK-Gesundheit bietet individuelle Hilfe an

Die DAK-Gesundheit bietet mit dem Programm „veovita plus“ ihren

Versicherten schnelle und flexible Hilfe bei Angst, Depression und

Burnout. Nach einer professionellen psychiatrischen und hausärztlichen

Diagnose erhalten Betroffene eine individuelle Versorgung und bekommen

zusätzlich hochwirksame digitale Gesundheitsanwendungen, die die

Behandlung unterstützen. „Ziele sind eine nachhaltige Versorgung und die

gesundheitliche Stabilisierung der Versicherten“, so Storm. Um das

sicherzustellen, sei eine Teilnahmedauer von bis zu zwei Jahren im

Programm möglich. Weitere Informationen im Netz: www.dak.de/veovita

Der Psychreport 2022 beruht auf einer Analyse der Krankschreibungen

aller DAK-versicherten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bis zum Jahr

2021. Das Berliner IGES Institut analysierte im Auftrag der DAKGesundheit

alle Fehlzeiten, für die eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung

mit einer psychischen Diagnose an die Kasse geschickt wurde.